Das Ehrenamt – Begleitung mit persönlicher Nähe und professioneller Distanz
Unsere ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind eine enorme Bereicherung für das Hospizleben. Durch ihre eigenen Lebenserfahrungen und individuellen Beweggründe für diese Tätigkeit machen sie das Angebot für unsere Gäste vielfältiger. Karsten Stegelmann ist einer dieser Menschen, die in ihrer Freizeit für andere da sein wollen. Hauptberuflich als Teamleiter in der Softwarenentwicklung aktiv, nahm er vor fünf Jahren den Weg in die Sterbebegleitung.
Über eine Anzeige der Johanniter-Unfall-Hilfe in einem lokalen Wochenblatt wurde Herr Stegelmann auf die Ausbildung zum Sterbebegleiter aufmerksam. Bereits seit einer Weile keimte in ihm der Gedanke, sich neben dem Beruf zu engagieren. „Es ist Zeit ‚übrig‘, diese möchte ich nutzen und zur Verfügung stellen, ohne mir Gedanken über Leistung und Gegenleistung zu machen“, erklärt der heute Fünfundfünfzigjährige seine Motivation. Sterbebegleitung mag für den gelernten Elektroingenieur zunächst nicht als das Naheliegendste erscheinen, doch die Idee gefiel ihm. Durch die intensive Auseinandersetzung mit dem Sterben rücke auch der Blick auf die eigene Vergänglichkeit in den Fokus. „Die Enttabuisierung für mich selbst, aber auch für die Menschen um mich herum ist mir ein wichtiges Anliegen.“
In einer 100-stündigen Ausbildung bei den Johannitern erlernte Herr Stegelmann Grundlegendes über das Sterben und den Tod: was geschieht physisch und mental, wie gehen andere Kulturen damit um und wie stehe ich eigentlich selbst zu diesen Themen? Ein zweiter Abschnitt behandelte handfeste Themen wie Rechtsgrundlagen. Besuche bei einem Bestattungsunternehmen und den Ordensschwestern sowie ein Praktikum im Hospiz vermittelten die Praxis. Regelmäßige Supervision und vielfältige Themenabende (zum Beispiel zur Gesprächsführung zwischen Sterbendem und Begleitendem, Aromatherapie oder Demenz) gewährleisten auch in der Folgezeit nach dem zertifizierten Abschluss ein konstant hohes Niveau.
Durch die Kooperation der Johanniter mit unserem Hospiz fand Herr Stegelmann rasch seinen Platz bei uns. „Mit meiner Qualifikation hätte ich auch die Möglichkeit gehabt in die häusliche Betreuung oder in eine Pflegeeinrichtung zu gehen, entschied mich jedoch bewusst für die Hospizarbeit. Ehrenamt im Hospiz bedeutet für mich zum einen eine Tätigkeit für die Gäste. Je nach Lebenslauf gibt es am Ende häufig viel Raum für Einsamkeit. Zum anderen geht es auch, wann immer es sich ergibt, um den Austausch mit Angehörigen, mit Hauptamtlichen, mit anderen Ehrenamtlichen.“
Wertvolle, lebhafte wie ruhige, Momente mit den Gästen treiben ihn an: „Seit Jahren darf ich interessante Menschen kennenlernen und manchmal für ein paar Stunden auch an ihren Gedanken im Zuge des Sterbens teilhaben. Es freut mich, wenn ein Gast mir sagt, wie sehr ihm der gemeinsame Nachmittag gefallen hat. Es kommt auch vor, dass jemand beim Vorlesen einschläft und leise schnarcht – das amüsiert und berührt mich zugleich.“
Herrn Stegelmann und allen weiteren ehrenamtlichen Mitarbeitenden danken wir von Herzen!
Wie sich Freiwillige im Hospizleben oftmals individuell einbringen und was Interessierte wissen müssen, beschreibt unsere stellvertretende Hospizleitung Stefanie Voigt im Interview.